Philipp Buhl bei WM im Auf und Ab!
Wie mit einem Paukenschlag eröffnete sich Philipp Buhl, der frischgebackene Junioren-Europameister der Laserklasse, die WM der Erwachsenen in Kanada. Von 163 Athleten aus 51 Ländern segelte er bei leichtem bis mittelstarkem Wind über fünf Qualifying-Wettfahrten auf den fünften Rang und war damit auf einem unerwarteten Top-Ten-Kurs.
In der Finalserie ist der Segler vom Alpsee vom Erfolgskurs abgedriftet und irgendwie aus dem Rhythmus gekommen. Keine Wettfahrt wollte mehr gelingen. Hinzu kamen noch unglückliche Phasen. Für Buhl blieb am Schluss der enttäuschenden 50. Platz, eine Position, die seiner Leistungsfähigkeit ganz sicher nicht gerecht wird.
(French Village / Nova Scotia / Kanada 19. / 26.08.2009 (Text und Fotos: fb))
Mit gemischten Gefühlen endete für Philipp Buhl die Laser Weltmeisterschaft in der Atlantikbucht St. Margret’s Bay in Kanada. Für den Sonthofener, der noch zu den Junioren zählt, war es seine erste Senior-WMund sein zweiter Saisons-Höhepunkt. Bei seinem ersten Highlight, der JoEM zwei Wochen davor, erkämpfte er bekanntlich erneut den Titel und seine insgesamt dritte EM-Goldmedaille In Kanada war ein ähnliches Resultat natürlich nicht zu erwarten . Dazu fehlen noch die entsprechenden Erfahrungen und Entwicklungsjahre.
Aber Buhl demonstrierte in der Vorrunde (Qualifying), wie nahe er schon an den Großen seiner Disziplin dran ist. Mit zwei dritten Plätzen läutete er einen überaus erfolgreichen Beginn ein. Bei jeder dieser Wettfahrten fehlte nicht viel zum Sieg. Dieser war dem Seglertalent dann im fünften Qualifying Race gegönnt – sein erster bei einer WM, und wie souverän! Hier lief offensichtlich alles perfekt und die routinierten Profis hatten in seinem Fleet buchstäblich das Nachsehen. Buhl resümierte überaus zufrieden: „Ich glaube, ich habe bei dieser Wettfahrt einfach alles richtig gemacht, wo man leicht auch etwas falsch machen könnte.“ Er war mit dieser für einen WM-Newcomer herausragenden Leistungen an fünfter Position im Goldfleet für die Finalserie aufgestellt.
Dann unterbrach der tobende Hurrikan Bill für einen Tag die Veranstaltung. An einem weiteren Tag kam infolge des von Bill arg durcheinander gebeutelten Wettersystems ebenso keine Wettfahrt zustande. Es gab nur einen einzigen Startversuch nach stundenlangem Abwarten und Kursumbauen auf dem Atlantikrevier.
Am sechtsen Wettfahrttag schien es, als hätte der Wirbelsturmeinfluss auch am inneren Rhythmus von Buhl kräftig gerüttelt. In der Finalserie konnte der Segler vom Alpsee nicht mehr im Entferntesten an seine bisherigen Platzierungen anknüpfen. Er kam bei vier Final-Races nicht unter die 40. Position. Eine vordergründige Ursache sahen wir in den sehr schwierigen großraumtaktischen Entscheidungen. Wer allein auf der Startkreuz durch seine Seitenentscheidung nicht von Anfang an in den unregelmäßigen Takt der anhaltenden Windrichtungsschwankungen kam, um deren enorme Vorteile zu nutzen, hatte kaum noch Chancen auf ordentliche Platzierungen. Ein Großteil der Segler, auch die im Topbereich, hatte mit diesen ungewöhnlichen Bedingungen ein mehr oder weniger großes Problem.
Parallel zur schwierig einzuschätzenden Windsituation hatte Buhl aber auch noch mit Pech zu kämpfen . So musste er in der ersten Wettfahrt des letzten Tages ausgerechnet auf der so wichtigen Startkreuz eine Kenterung ausbaden, weil er während des Segelns ein vom Ruderblatt aufgefangenes Seegrasbüschel entfernen musste – bei kräftigem Wind und hohem Wellengang eine sehr heikle Sache!
In der vorletzten Wettfahrterhielt Buhl zu allem Überfluss noch einen BFD (Frühstartdisqualifikation) und konnte somit auch hier die Hoffnung auf wenigstens ein gutes Finale-Resultat begraben. Die letzte planmäßige Wettfahrt und letzte Chance, sich doch noch zu behaupten, verhinderte schließlich das Tageszeitlimit 16:00, da es zu mehreren Gesamtrückrufen kam und die Wettfahrtleitung Mühe hatte, eine passende Startlinie auszulegen.
Am Ende fiel Buhl unter den 163 Seglern aus 51 Nationen bis auf den 50. Platz zurück – sicherlich eine herbe Enttäuschung, aber auch lehrreich. Dabei unterliefen ihm in der Finalserie keinesfalls Fehler an Fehler. Bei dieser Konkurrenzstärke reichen bereits wenige Unzulänglichkeiten oder ein mittelgewichtiger Fehler für schwere Dämpfer aus.
Vielleicht mag aber auch eine Rolle gespielt haben, dass der Newcomer auf der obersten Ebene nach seinem unerwartet großen Einstiegserfolg plötzlich zuviel wollte. Jedenfalls dürfte er um wertvolle Erfahrungen reicher geworden sein.
Nicht nur Trost, sondern auch Genugtuung und Bestätigung für sein gereiftes Leistungsniveau war für Buhl sicher der helle Lichtschein über die gesamte Vorrunde seiner ersten WM.
Neuer und erstmaliger Weltmeister im Laser wurde der fünffache Europameister und amtierende Qlympiasieger Paul Goodison (England) vor Miachael Bullot (Neuseeland) und Nick Thompson (England).
Als bester von fünf deutschen Startern beendete der Hamburger Tobi Schadewaldt (29.) vor Buhl die WM.