Eventticker – Tagesberichte zu Philipp Buhl:
- Tag 5: Buhl Deutscher Vizemeister, Schadewaldt gewinnt, Schwerdt 3.
- Tag 4: Schadewaldt in Führung vor Kamrath und Buhl.
- Tag 3.: Buhl wird Favoritenrolle gerecht.
- Am Tag 1 und 2 keine Races
Eine wichtige Regatta steht für Spitzensegler Philipp Buhl an: Die IDM Laser – zwar kein Highligt vom Kaliber einer WM oder EM aber doch etwas ganz Besonderes. Schließlich veranstaltet sein Heimclub SCAI auf seinem Heimrevier, dem Großen Alpsee, die Meisterschaft.
Nächstens gelang es dem Talent Buhl 2007 bereits als 17-jähriger Deutscher Meister bei den Erwachsenen zu werden. Das war durchaus sensationell, und einen vergleichbaren IDM-Erfolg hat es in der konkurrenzstarken olympischen Laser-Klasse in Deutschland zuvor wohl nicht gegeben. Buhl stand außerdem bereits 2006 und 2005 als Titelgewinner in der Junioren- bzw. Jugendklasse auf dem höchsten Podestsockel.
Wen wundert’s, wenn der Juniorsegler vom Alpsee gerade auf „seinem“ See diese lückenlose und großartige Erfolgsgeschichte fortsetzen will – nicht nur sich selbst, sondern auch für seine zahlreichen Heim-Fans, die hier ausnahmsweise das Flair und die Spannung eines hochrangigen Wettkampfes hautnah und mit exzellentem Blick auf das Wettkampfareal miterleben können.
Am Alpsee ist bei den Männern die deutsche Laser-Elite fast komplett vertreten, bedauerlicherweise fehlt Simon Grotelüschen (Vize 2008). Titelverteidiger ist Tobi Schadewaldt. Buhl sicherte sich 2008 auf der Elbe mit seinem Sieg im Medal-Race noch die Bronzemedaille.
Das Ziel von Philipp Buhl sind klar gesetzt. Trotz der Austragung auf dem Heimrevier wird es für den zum engen Favoritenkreis zählenden Lokalmatador nicht einfach werden, seine Konkurrenz im Schach zu halten.
1. Am Tag davor
Kurz nach 17:00 wurde dieIDM Laser 2009 am Alpsee im gefüllten Festzelt vom SCAI-Vorsitzenden Uli Weigel eröffnet. Zum dritten Mal veranstaltet der Segelclub Alpsee Immenstadt nun eine Deutsche Meisterschaft für eine olympischen Bootsklasse, zuvor zweimal im Flying Dutchman.
Tabsüber liefen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren.
Für Philipp Buhl war heute Tag der Begegnungen und Begrüßungen bekannter Seglern aus ganz Deutschland. Segler, die er aufgrund seinen internationalen Aktionskreise großteils nur mehr selten trifft. Sicherlich besonders schön für Philipp, dass er zahlreiche Bekannte aus der Seglerszene und vor allem seine Kaderkollegen aus dem deutschen Norden hier am Alpsee, in seinem Heimatclub erstmals begrüßen und willkommen heißen durfte.
Buhl freut sich aber auch, dass er hier am Alpsee für einen seiner wichtigen Partner sowie Hauptsponsor der IDM als Favorit in den Ring steigen darf.
Drei bestens bekannte Gesichter aus dem Favoritenkreis. Sie belegen die ersten Plätze der Deutschen Rangliste. Der HamburgerTobi Schadewaldt (mitte) führt sie an und ist zudem der Titelverteidiger.
(Rechts) Malte Kamrath (Kiel / Berlin), Ranglistenzweiter und mehrfach knapp an einem IDM-Podestplatz dran. Ob’s diesmal klappt?. Er schein jedenfalls schon eine gute Ahnung zu haben, wo es auf dem Alpsee am zielstrebigsten entlang gehen könnte.
Philipp Buhl (links) hat seinen Freunde aus Norddeutschland sicherlich schon einiges über sein Heimrevier erzählt. Ob er ihnen allerdings schon am Tag davor Einblick in alle geheimnisvollen taktischen Finessen auf dem Alpsee gegeben hat, …?
Er ist nicht nur auf den großen Regatten präsent, sondern möchte auch bei der IDM mit seinen Männern der Laser-Oberklasse in Kontakt sein und in entspannter Atmosphäre begutachten, was sie hier am Alpsee vorführen: Bundestrainer Thomas Piesker (rechts).
Philipp Buhl freut sich, dass er ihn endlich mal in seiner Heimat, dem Oberallgäu, dem Alpsee begrüßen konnte.
Morgen am Mittwoch geht es zur Sache. Die Temperaturen sind im niedrigen einstelligen Bereich, womöglich noch im Minus, und somit nicht gerade einladend. Sogar Schneefall ist nicht unwahrscheinlich. Aber darauf kommt es bei einer Segelregatta letztlich nicht an. Die Abgehärteten sind einiges gewohnt. Wichtig ist der Wind. Alle hoffen auf ihn. Und wie es aussieht, wird der Alpsee den Veranstalter und die Segler gemäß seines guten Windrufes nicht enttäuschen.
1. Tag (Mittwoch), 0 Races
Wenn’s der Wind den morgentlichen frischen Temperaturen gleichgemacht hätte, wäre den Seglern ein knackiger IDM-Start sicher gewesen. So sollte es nicht kommen. Es blieb beim Schneeabstreifen auf den rund 80 Persenningen (etwas besonderes!!), beim Auf- und Abbauen der Boote, dem Ausschauhalten nach geeignetem Wind und was sonst so alles üblich ist, wenn der Wind nicht so recht will.
Von Wettfahrtleiter Ali Seltmann verlangen solche Gegebenheiten sicherlich so viel Konzentration wie das Durchführen mehrerer Wettfahrten. Denn er muss die Windentwicklungen ständig genau im Auge behalten, um angemessen zu handeln (Auslaufen lassen, evtl. Kurs auf dem Wasser umbauen, usw.). Kein einfacher Job!
Was der drehende und lahmende Wind nicht vermochte, glich das Rahmenprogramm etwas aus. Die toll-coolen Abfahrten am Abend auf der mit Fluhtlicht überzogenen Sommerrodelbahn wurden begeistert angenommen und sorgten für eine Menge Spaß. Eigentlich war es mehr eine Winterrodelbahn. Der Berg war schneebedeckt und ohne Handschuhe und Mütze war es nach dem 4-minütigen Downhill allerhöchste Zeit für intensive partielle Aufwärmungen.
Im Zuge des verbalen und wahrscheinlich auch realen Wetteifers, wer wohl die Rodel-Bremse am wenigsten einzusetzen wagt, gab es sicher einige mutige Raser mit besten Zeiten.
Nach dem Allgäuer Kässpatzen-Abendessen ließen Uli Weigel und Bene Wiedemann den trotz Winddesaster nicht ungelungenen Tag mit dem Glücksrad ausklingen. Hier gab es viel mehr Gewinner wie beim Segeln, nämlich vom ratternden Rad auserwählte Segler, die zahlreiche Geschenke von Sponsoren mitnehmen durften. Einer der gewichtigen Gewinner durfte sogar ein Snowboard sein Eigen nennen– ein zur vorherrschenden Witterung gut passendes Geschenk.
Für den 2. Wettfahrttag ist erneut leichter Wind angesagt, aber mit mehr Hoffnungsschimmer, nämlich etwas mehr westlichem Einschlag. So erscheint es durchaus möglich, dass die Segler am Donnerstag endlich angreifen dürfen. Darauf warten auch die zahlreichen Fans und Zuschauer.
2. Tag (Donnerstag), 0 Races
Der Wind setzt die IDM am Alpsee zunehmend unter Druck: Ist / Soll = 0 / 4 Wettfahrten
Wettfahrtleiter Ali Seltmann konnte nach erneut langem Abwarten erst gegen 14:30 Uhr ein Auslaufen wagen. Der Wind hatte seine zunächst krassen Unregelmäßigkeiten weitgehend beendet und schien sich auf einen leichten bis möglicherweise mittleren Nordwestner einzupendeln. Kaum waren etwa 15 Boote auf dem See, lieferte die Windmaschinerie den prompten Hinweis, dass mit ihm heute aufgrund seiner Richtungslaunen wohl kaum noch zu rechnen ist.
Seltmann beendete bald das heutige Wettfahrtgeschehen. Ein Wind aus klar Nord kann auf dem Alpsee vielleicht durchaus Freizeitsegler, aber nicht Regattaseglern im Rahmen eines höherkarätiges Event zufrieden stellen.
Dies könnte sich für morgen (Freitag) grundlegend ändern. Der Wind soll über Süddeutschland auf West drehen und im Tagesverlauf bis in die Nacht hinein zunehmend und kräftig auffrischen.
Damit würde den Segler ein wärme- und sehr kraftraubender Wettfahrttag bevorstehen. Je nach abzusehender Samstags-Situation wird die Wettfahrtleitung sicher nach drei oder unter Umständen sogar vier Wettfahrten trachten.
Den Sportlern fordert das tagelange Abwarten und Erhoffen des endlich segelbaren Windes eine gehörige Menge an Geduld, Energie und Konzentration ab. Schließlich gilt es, den vollen mentalen und physischen Einsatz punktgenau dann liefern zu können, wenn es losgeht.
Besonders schwierig werden solche Situationen – meist unbewusst – für die zum Favoritenkreis zählenden Athleten. Sie stehen unter deutlich erhöhten Erfolgsdruck. Mentale Stärke und unangekratzte Selbstsicherheit sind dann das A und O für’s Gelingen.
Für morgen werden sich die Athleten zeitlich besser auf Leistung einstellen können.
Man könnte sagen: Die IDM hat zwar schon begonnen, aber erst morgen wird die Laser-Meisterschaft richtig loslegen!
3. Tag (Freitag), Races 1, 2, 3 und 4
Der seglerische Teil der IDM nimmt nach zwei Wartetagen tatsächlich seinen Verlauf. Und das unvergesslich! Der beliebte Alpsee-Westwind von zunächst 3, bald auffrischend auf 4-5 und in Böen bis 6 Beaufort, fordert die Segler nicht zuletzt auch wegen der Kälte mehr oder weniger bis an die Anschläge ihrer Leistungsfähigkeiten. Hinzu kommt, dass Wettfahrtleiter Seltmann vier Wettfahrten über die volle, aber etwas kürzer ausgelegte Distanz segeln lässt.
Philipp Buhl vom SCAI gelingt der eröffnende Paukenschlag. Mit cleverer Taktik reagiert er als Solist auf eine nördliche Windschwankung und segelt aus der ca. sechsten Position prompt zum Sieg in der ersten Wettfahrt. Damit beglückte er seine zahlreichen Fans vor seinem Heimrevier. Hinter Buhl passieren Tobi Schadewaldt (Hamburg) vor Nils Herrmann (Berlin) und Malte Kamrath (Berlin) das Ziel.
Die zweite Wettfahrt karten die norddeutschen Segler unter sich aus. Es gewinnt Kamrath vor Jan Kowalski (Berlin) und Frithjof Schwerdt (Berlin). Buhl wird Sechster.
Nun gönnt Wettfahrtleiter Seltmann den abgekämpften und durchgefrorenen Athleten eine längere Erholungs- und Aufwärmpause im Clubhaus.
Zur dritten Wettfahrt legt der Wind nochmals eine „Kohle“ auf. Schwerdt kann an günstiger Position ideal auf einen anhaltenden südlichen Winddreher wenden und ist nach einer somit bestens gelungener Startkreuz nicht mehr zu holen.
Kamrath stabilisiert mit Platz zwei seine führende Gesamtposition.
Buhl hat gewisse Probleme in der Nachstartphase, hält sich aber in der Spitzengruppe. Auf dem letzten Vorwindkurs kann er sich nochmals um einige Positionen nach vorne segeln und schließt dieses Rennen als Dritter vor Michi Zittlau (Überlingen) ab.
Schließlich wird zum Ausgleich der ausgefallenen Wettfahrten an den Vortagen und zur Vorsorge mit Blick auf die morgigen Wetterbedingungen jetzt auch noch eine vierte Wettfahrt angekündigt. Buhl leistet sich einige Positionsverluste auf der Startkreuz, kann sich auf der zweiten Kreuz wieder in die Kader-Spitzengruppe vortaktieren. Im Ziel dominieren Schadewaldt vor Kamrath und Buhl.
Wie groß die Leistungsdichte ist, zeigt die Kompaktheit des Feldes und dass sich in allen vier Wettfahrten jeweils ein anderer Sieger hervorgetan hat.
Ein sehr spannender Regattatag geht zu Ende. Beim Zuschauerpublikum lösten die Segler viel Begeisterung für ihren athletischen Einsatz und eisernen Durchhaltewillen in der Kälte aus.
Im Zwischenklassement liegt Kamrath in Führung. Es folgen Titelverteidiger Schadewaldt und punktgleich der Lokalmatador Buhl. Weitere Platzierungen: Schwerdt (4.), Zittlau (5.)
Die Wettervorhersage für morgen vermutet abschwächenden und zunehmend nördlichen Westwind mit Regen oder Schneeregen oder gar Schnee und damit leider noch etwas niedrigeren Temperaturen.
4. Tag (Samstag), Races 5, 6 und 7
In der Führungsgruppe ergeben sich Veränderungen. Schadewaldt erzwingt mit Kamrath einen Platztausch in der Zwischenwertung: Eins gegen zwei. Buhl hält sich dem dritten Rang.
Bei mittleren bis leichten Winden aus westlichen Richtungen segelt Buhl in der ersten Wettfahrt einen neunten Platz und nimmt hierfür sein Streichergebnis in Anspruch. In den Folgewettfahrten erreicht er das Ziel an vierter und dritter Position. Wenngleich er weiterhin auf Medaillenkurs segelt, wird er vor allem wegen dem Patzer in der ersten Wettfahrt nicht ganz zufrieden sein.
Hoch zufrieden verlief des Wettkampfgeschehen indes Schadewaldt, denn er kann mit zweimal Bestzeit und einer fünften Position sehr überzeugen. Damit verdrängt er Kamrath auf Platz zwei.
Um die Podestplätze bleibt zunächst noch alles offen. Das Medal Race, bei dem die Ergebnisse mit doppeltem Gewicht zu Buche schlagen, wird es am Sonntag entscheiden. Titelverteidiger Schadewaldt rutschte nun für den abschließenden Show-Wettkampf mit Matchrace-Charakter in die Verteidigerposition. Er wird es schwer haben, denn zwei harte Angreifer zielen auf ihn: Kamrath und Buhl. Gleichzeitig werden sich die beiden auch gegenseitig und sogar auch Segler aus den weiteren Rängen im Visier haben, z. B. Schwerdt (4.).
Für höchste Spannung ist gesorgt. Besonders schön wird es für die Zuschauer. Denn wie kaum an einem Revier werden sie vom SCAI-Clubhaus aus, wie von einer Kanzel, den krönenden Top-Wettkampf genießen können.
Für den letzten Wettfahrttag ist leichter Wind aus nordwestlichen Richtungen angesagt. Hoffen wir, dass er auch auf dem Alpsee anklopft.
5. Tag (Sonntag), Medal-Race
Philipp Buhl gewinnt die Silbermedaille.
Der führende Tobi Schadewaldt bleibt vorne und wird erneut Deutscher Meister, während sich Frithjof Schwerdt mit einem Sieg im Medal Race Bronze sichert.
Unglücklich verlief das hoch spannenden Medal-Race für Malte Kamrath, der von der zweiten Position auf den undankbaren Vierten abrutschte.
Herzlichen Glückwunsch den Siegern!
Das war’s von dieser Stelle.
Ihr Berichtverfasser
Friedl Buhl