Julian Hoffmann gewinnt die Young European Sailing im Laser Radial Men und sichert sich damit das deutsche Ticket für die ISAF-WM in Corpus Christi/ Texas
Bei der jährlich am Pfingstwochenende stattfindenden Young European Sailing, der „Kieler Woche der Jugend“, trafen sich dieses Jahr über 600 Segler/innen aus acht Nationen und segelten in den Klassen Laser 4.7, Laser Standard Men, Laser Radial Women, Laser Radial Men, 29er, Pirat, 420er sowie Europe. Bei der größten Jugendsegelveranstaltung Europas ging es dieses Jahr im Olympiarevier von 1972 nicht nur um die Titel der Young European Sailing, sondern gleichzeitig auch um die begehrten Tickets zur ISAF-Jugend-Weltmeisterschaft und zur Eurosaf-Jugend-Europameisterschaft. Außerdem trugen die olympischen Klassen Laser Standard Men und Laser Radial Women ihre Deutsche Juniorenmeisterschaft (U22) aus.
Am ersten Regattatag liefen die Segler mit zwei Stunden Startverschiebung um 13 Uhr aus, doch leider musste nach dreieinhalb Stunden „Müßiggang“ auf dem Wasser die Wettfahrtleitung den Tag beenden, da sich die erhoffte Thermik nicht durchgesetzt hatte. Julian und sein Trainer Pim Stumpel (Dinghy Coach) nahmen es aber gelassen und stellten zufrieden fest: „So haben wir noch ein paar Starts trainieren und uns neu auf das Revier einstellen können.“ Für Pfingstsonntag wurden noch am Abend vier Wettfahrten angekündigt, um die „ausgefallenen“ drei Wettfahrten des ersten Tages etwas aufzuholen.
Am nächsten Tag zeigte sich Kiel dann von seiner besten Seite. Die Sonne strahlte und Wind um die drei Beaufort boten hervorragende Rahmenbedingungen. Julian platzierte sich am Ende des Tages mit einem 2., einem 3., einem Wettfahrtsieg und einem neuerlichen 2. Platz als Gesamtzweiter hinter dem Dänen Christian Spoodsberg und vor Maximilian Walkenbach vom Potsdamer Segelclub.
Am Ende der Qualifying Series war Julian sichtlich zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis: Aufgrund seiner verletzungsbedingten Pause seit August vergangenen Jahres war er erst im April wieder in das Regattageschehen eingestiegen und im Laser 4.7 das Laser Easter Youth Meeting am Gardasee und die EM Youth in Patras/ Griechenland mitgesegelt. Nachdem er im Winter erfahren hatte, dass die YES als Qualifikation für die ISAF-WM angesetzt wurde, entschied er sich, seinen Umstieg ins Radial etwas vorzuverlegen. „Ich war noch nie in Amerika. Wär ja echt cool, wenn das klappen würde“, war noch seine Aussage im März und jetzt schien das Ziel doch tatsächlich erreichbar zu sein! Dabei waren seine Erfahrungen im Radial bis dato noch überschaubar: ein Trainingswochenende Ende April am Bodensee, der Sieg im „Urlaser“ (Starnberger See) am 5./6. Mai und das Kooperationstraining in Kiel vom 10.-13. Mai, zu dem sich ca. 120 Segler und Trainer aller Bundesländer jährlich am Wochenende vor der YES treffen und gemeinsam trainieren.
Für Montag waren dann drei statt der ursprünglich zwei geplanten Wettfahrten angekündigt. Dementsprechend wurde der Start auf 10 Uhr vorgezogen, was für alle Aktiven sehr frühes Aufstehen bedeutete. Um kurz vor 9 Uhr verließ Julian den Hafen in Richtung Regattabahn. Den Kurs vor dem Leuchtturm teilten sich Laser Standard, Laser Radial männlich und weiblich. Die männlichen Radialsegler starteten in Gold- und Silberfleet. Bei auffrischendem Wind und 3 bis 4 Beaufort konnte Julian im ersten Finalrennen als 4. die Ziellinie kreuzen sowie das darauffolgende Rennen gewinnen. Laut Punktestand vor dem letzten Rennen hätte Julian dieses für seinen Sieg gar nicht mehr segeln brauchen. Somit konnte er glücklich und beflügelt in diese 7. Wettfahrt starten und diese sogar mit deutlichem Vorsprung gewinnen.
Am Ende, nach sieben Wettfahrten und einem Streicher (2-3-1-2-(4)-1-1), stand Julian (10 Pkt.) als glücklicher Sieger der Young European Sailing vor Justin Barth (Berliner, 21 Pkt.) und Moritz Peitzner (Kiel, 26 Pkt.) fest.
Und das Strahlen in seinem Gesicht spiegelte zudem die Freude darüber wider, dass er sich das einzige deutsche Ticket im Laser Radial Men gesichert hat. Zu den Youth Sailing World Championships, die vom Weltsegel-Verband „World Sailing“ dieses Jahr nach Corpus Christi (Texas/USA) vergeben wurden, können nämlich die nationalen Verbände nur eine einzige Meldung pro Disziplin abgeben. Startberechtigt sind Jugendliche der Jahrgänge 2000 bis 2006. Und nun darf Julian vom 14. bis 21. Juli 2018 nach Texas. Was für ein toller Erfolg und eine ganz besondere Motivation! (Text und Bilder: Marion Hoffmann)